Ein Erfahrungsbericht von Lisa O'Connor-The, Innovationstrainerin und Kommunikationsberaterin
Gestern nahm ich an einem sogenannten "Meetup" in dem neu gegründeten Tink Tank Coworkingspace in der
Bergheimer Straße in Heidelberg teil. Thema des Abends: LEGO® SERIOUS PLAY® (LSP) -
Introduction to the method.
Ich war sehr gespannt, was mich erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Zum einen sind die neu eröffneten Räume des Tink Tank wirklich toll gestaltet und wir wurden sehr herzlich empfangen und
zum anderen ist das Thema "Lego für Erwachsene" super spannend als Methode zur Verbesserung und Förderung von Kommunikation und Kooperation in Unternehmen.
Durch den Abend geführt haben uns die Gründerin des Tink Tank Lone Aggersbjerg und der LSP zertifizierte Facilitator Matthias Renner vom Creative Change Lab.
16 Teilnehmer mit der gleichen Aufgabe = 16 verschiedene Lösungen
Nach einer kurzen Einführung, worum es bei LSP geht, nämlich die andersartige Gestaltung von Austausch und Kooperation, starteten wir direkt mit der ersten Praxisübung. Die Teilnehmer kannten sich überwiegend vorher nicht. Jeder von uns hat exakt das gleiche Set an Lego-Bausteinen (circa 30 Stück) in verschiedenen Farben und Formen erhalten. Die erste Aufgabe war, einen Turm aus bestimmten Farben zu bauen. Schnell war klar: ähnlich wie bei der Design-Thinking-Methode werden auch bei LSP kurze Timeboxes für die Lösung vorgegeben. In zwei Minuten einen Turm bauen.
Wichtige Regeln:
- Eigenes Modell und die Modelle der anderen nicht beurteilen
- positive Aspekte erkennen
Die Methode läuft wie folgt ab:
1. Fragestellung
2. Jeder baut
3. Teilen der Geschichte des Modells im Team / in der Gruppe
4. Fragen stellen und reflektieren
Schon nach dieser ersten, kurzen Übung empfand ich einen großen AHA-Effekt: 16 Teilnehmer sollen aus wenigen Teilen der gleichen Farbe und Form einfach einen Turm bauen und das Ergebnis sind 16 ganz unterschiedliche Türme von hoch und schlank über klein und stabil etc. Bei der anschließenden Vorstellung in der Gruppe teilt jeder seine Gedanken und warum er/ sie den Turm so gebaut hat. Das Reden über ein Modell schien auf Anhieb allen leichter zu fallen, als über eigene Meinungen oder Gefühle zu sprechen und doch offenbart sich jeder Mensch über sein individuelles Bauwerk und erhält kritikfreie Wertschätzung aus der Gruppe. Jeder darf sein, und jedes Modell ist genau so richtig und in Ordnung wie es ist. Das ist auch ein Aspekt, den wir aus der Gewaltfreien Kommunikation oder von Feedback-Methoden aus dem Design Thinking kennen.
Offener Austausch im geschützten Raum
Innerhalb kurzer Zeit ist beim Bauen und gleichzeitigem Denken, der Präsentation in der Gruppe und in der anschließenden Reflexion (ich habe den Stein dorthin gebaut, weil....) ein geschützter Raum entstanden. Das war mein zweiter AHA-Effekt. Super angenehme Stimmung, spielerisches und aktives mitgestalten - einfach toll! Entgegen der "Lean-back-Meetings" wie man sie kennt, waren alle Teilnehmer mit Eifer bei der Sache und persönlich höchst involviert. Klar wurde, dass das Reden über Modelle allen viel leichter fällt, als das Reden über sich selbst.
Im nächsten Modell ging es darum, das erste Modell mit wenigen Steinen zu ergänzen oder etwas wegzunehmen und eine symbolische Darstellung für die persönliche Motivation zu finden. Es kamen erstaunliche Ergebnisse auf, in denen jeder Teilnehmer viel über den anderen, über dessen Wahrnehmung und Prioritäten, erfahren konnte. Hier war mein wichtigstes "Learning", dass alle den anderen Teilnehmern sehr konzentriert und mit wahrhaftigem Interesse zugehört haben. Die Augen auf das Modell geheftet und voller Bereitschaft, verstehen zu wollen. Sicher eine tolle Erfahrung für Teams, in denen eher eine "Wir-die-Mentalität" herrscht.
Veränderungsprozesse mit LSP begleiten

Das alles war ja schon recht eindrucksvoll, aber mit dem 3. Modell wurde es für mich; und ich glaube auch für die anderen Teilnehmer; richtig spannend. Gestaltet in 3 Minuten ein Modell zu einem Zustand während eines Change-Prozesses im Unternehmen.
Erstaunlich war zum einen, dass sofort jeder mit dem bauen begann und jeder eine ganz individuelle Situation mit einem kleinen Lego-Modell nachbauen konnte, die dann in der Präsentation und Reflexion für alle absolut schlüssig und nachvollziehbar wurde. Hohe Mauern zwischen Abteilungen, Mitarbeiter mit dem Rücken zu den Zielen, viele Wege, die im Nichts enden etc.
Als Folgeaufgabe sollten wir alle ein Modell zu einer Lösung im Change-Prozess erarbeiten und haben diese Modelle dann im Team zu einer Sequenz zusammengebaut. Auch das hat erstaunlich
gut funktioniert und wir hatten in wenigen Minuten einen zirkulären Prozess aus Visionären, motivierenden Managern und internen Botschaftern, übergeordnete Kommunikationsstrukturen und
fokussierte und zufriedene Mitarbeiter, die sich in alle Himmelsrichtungen drehen können und dabei auf einer festen und stabilen Plattform stehen.
Beim Sprechen über die Modelle und die Anordnung der Modelle kam jeder Teilnehmer gleichermaßen zu Wort und der Austausch aller erfolgte auf Augenhöhe. Lange Monologe Einzelner blieben aus und das Ergebnis war ein Endprodukt zu dem alle standen und mit dem alle glücklich waren.
Was LEGO® SERIOUS PLAY® kann und was nicht?
Klar wurde mir in den zwei Stunden, dass LSP eine mächtige und sehr kreative Methode ist. Die Verbindung von Gehirnleistungen und der Arbeit mit beiden Händen aktiviert beide Gehirnhälften und birgt riesiges Potential für Innovationen. Geeignet ist die Methode für Gruppen ab mindestens zwei Personen, wobei 8-12 Teilnehmer eine ideale Gruppengröße wäre. Auch Großevents mit tausenden Leuten sind mit entsprechender Technik laut Matthias Renner möglich. Hier kommt es stark darauf an, welche Frage gelöst werden soll. Ein Team aus 8-12 Mitarbeitern kann Probleme im Change Prozess analysieren und Lösungen finden. Ein paar tausend können das nicht. Aber ein paar tausend könnten kreative Ideen zur Zukunft des Unternehmens entwickeln... Hier ist die Spannbreite wirklich sehr groß.
Auf jeden Fall ist LSP eine Methode, die sich für komplexe Probleme mit unterschiedlichen Anforderungen der Teilnehmer eignet. Reine Ja/Nein Fragen sind für diese Methode hingegen ungeeignet.
Für wen eignet sich diese Kreativ-Methode?
Natürlich wollten wir alle auch wissen, für welche Kunden sich diese Methode eignet oder wo es Probleme gibt. Dabei wurde klar, dass vor allem auch das Management mitziehen muss. Wenn ein Manager sich nicht mit an den Tisch setzen möchte, um mitzuspielen und sich ebenso wie alle anderen dem Team zu öffnen, wird die Methode versanden. LSP bringt Verborgenes zum Vorschein, vereinfacht die Kommunikation über komplexe Themen und ermöglicht kreative Lösungen zu finden. Aber: wenn die Themen einmal auf dem Tisch sind, kann man sie nicht einfach wieder wegwischen. Soll heißen: wenn man durch LSP Schwachstellen aufgedeckt hat, dann muss man diese als logische Konsequenz auch im Anschluss bearbeiten und den Mitarbeitern Freiraum zur Lösungsumsetzung einräumen. Einfach wieder weitermachen wie bisher ist dabei kontraproduktiv.
Gerne begleiten wir Sie bei der Umsetzung von Kommunikationsmaßnahmen, die ein solcher LSP-Workshop hervorbringt. Auch unsere kreativen Workshops und Trainings sind eine hervorragende Möglichkeit, die Kreativität der Mitarbeiter zu aktivieren und Schritt für Schritt die Innovationen im Unternehmen voranzutreiben.